Kleine Geschichte der Internet-Suche

(Foto: Leon Seibert/Unsplash)

Wir leben in einer Gesellschaft der Suche. Nicht die Fundstücke im digitalen Netz sind es, die heute unser informationelles Leben prägen, sondern der Weg dahin. Wir verbringen sehr viel mehr Zeit damit, Dinge im Internet zu suchen, als sie zu finden. Internet-Recherche beschränkt sich aber bei weitem nicht auf Google. Es gibt hunderte und tausende von anderen Suchtools, und die Geschichte der Internet-Suche fing auch eine ganze Weile vor Google schon an. Einen sehr schönen und etwas nostalgischen Rückblick auf diese Geschichte hat jetzt das c’t-Magazin gegeben.

Das Internet in Buchform

Man kann sich das heute wahrsc

heinlich nur noch schlecht vorstellen: Im Jahr 1992 passte das Internet noch zwischen zwei Buchdeckel. Ed Krol brachte in diesem Jahr ein Buch mit dem Titel „The Whole Internet. User’s Guide & Katalog“ heraus, das neben der Beschreibung spezieller Internetdienste wie Gopher, Archie oder WAIS auch einen Katalog zum Nachschlagen von Internetadressen enthielt, von A wie Astronaut bis Z wie Zymorgy. Hinter letzterem verbargen sich Informationsstellen im Netz, die über das Bierbrauen aufklärten.

Eine der ersten digitalen Suchmaschinen nannte sich „Archie“. Zwei Administratoren an der kanadischen McGill University waren von den vielen Anfragen von Internetnutzern genervt, die nach dem Verbleib dieser oder jener Datei fragten. Also programmierten sie einen Crawler, der automatisiert FTP-Verzeichnisse aufsuchte und dort nach neuen Dateien fahndete. Diese Suchergebnisse wurden in eine Datenbank geschrieben, die mit einem Serverprogramm durchsucht werden konnte.

Die ersten Internet-Suchprogramme

WAIS, ein Akronym für Wide Area Information Server, war ein gemeinsames Projekt der Firmen Thinking Machines, Apple, KPMG und Dow Jones. Dow Jones war eine traditionelle Wirtschaftsauskunftei, die Presseartikel von mehr als 500 Zeitungen und Zeitschriften verschlagwortete. Mit WAIS sollten diese Informationen für jedermann und jedefrau über das Telefonnetz zugänglich gemacht werden. Da die amerikanischen Telefonnetzbetreiber nicht an den wirtschaftlichen Nutzen einer solchen Lösung glaubten, stellte man auf das neue Internetprotokoll um. Bekanntheit erlangte WAIS als search engine, als sowohl Bill Clinton als auch sein Gegner Ross Perot im Wahlkampf 1992 WAIS zum Sammeln aller möglicher Wählerdaten nutzten. Auch als Server für Gen-Datenbanken wurde WAIS genutzt, was den internationalen Durchbruch brachte. Andere ganz frühe Suchmaschinen hießen Veronica oder Jughead. Beide Namen stammten ursprünglich von einer Teeny-Rockband mit Namen „The Archies“, erstere war die Sängerin, zweiterer war der Schlagzeuger.

Ein früher Star der Internet-Suche hatte die Form eines kleinen Erdhörnchens. Dies war nämlich das Maskottchen der Universität Minnesota und hieß auf englisch „Gopher“. So war denn auch der Name des dort entstandenen Suchprogramms, das ursprünglich ein campusweiter Informationsdienst sein sollte, aber auch FTP-Archive als Fundstellen veröffentlichte. Allerdings beschloss die Universität, für die Nutzung von Gopher recht hohe Gebühren zu verlangen. Das gerade sich popularisiernde World Wide Web dagegen war kostenlos.

Das World Wide Web durchsuchen

Die erste echte search engine für das WWW war der W3Catalog von Oscar Nierstrasz. Dieser hatte an der Uni Genf eine frühe Sammlung von Webseiten angelegt und immer weiter ausgebaut. Ein ähnliches Projekt unterhielt der Holländer Martijn Koster, der 1993 sein „Aliweb“ ankündigte. Auch letzteres war ein Akronym und stand für „Archie Like Indexing for the Web“.

Im Jahr 1994 kam ein handverlesener Kataolg interessanter Webseiten namens „Yahoo!“ heraus. Hergestellt hatten ihn Jerry Yang und David Filo, die ihr Produkt sehr geschickt vermarkteten. Auf das Yahoo! Directory folgte 1995 Yahoo! Search. Diese Suchmaschine wurde die populärste Website der 1990er-Jahre. Mit dem Börsengang ihrer Firma wurden die Gründer 1996 auch zu den ersten Internet-Millionären. Weitere kommerzielle Suchmaschinen entstanden in rascher Folge. Ihre Namen waren Hotbot, Lycos oder Looksmart.

Google und sein Vorläufer

1995 startete eine Suchmaschine, die anders funktionierte als die anderen. Sie hieß Altavista und war deswegen experimentell, weil sie Abfragen in natürlicher Sprache statt mit den Boole’schen Operatoren „und“, „oder“ und „nicht“ verlaugte. Der Programmierer Robin Li entwickelte einen Indexierungsalgorithmus, der die Suchergebnisliste nach einem Ranking sortierte. „Rankdex“ hieß dieses Werkzeug, das auch ein US-Patent erhielt. Auf Basis von Rankdex entwickelten Larry Page und Sergej Brin, ursprünglich als mathematische Doktorarbeit gedacht, ihre Suchmaschine, die später den Namen Google erhielt. Robin Li selbst programmierte später die Suchmaschine „Baidu“, die heute in China die populärste search engine ist.

Link:

c’t-Artikel zur Geschichte der Internet-Suche aus dem Heise-Verlag

Über Medienhektor 99 Artikel
Hektor Haarkötter, Prof. Dr., lehrt Kommunikationswissenschaft mit Schwerpunkt polit. Kommunikation an der Hochschule Bonn Rhein-Sieg.

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