„Medium“ ist mehr als nur eine Blogging-Plattform im Internet. In Zukunft will der Dienst originären journalistischen Qualitätsinhalt bieten.
Evan Williams ist einer der Mitbegründer des Kurznachrichtendiensts Twitter. Twitter-Nachrichten waren ursprünglich auf 140 Zeichen Länge beschränkt; seit Ende 2017 dürfen die Tweets maximal 280 Zeichen haben. Offenbar war dies Williams irgendwann zu wenig. Darum gründete er die Web-Pub- lishing-Plattform Medium als „Raum im Internet, in dem Nutzer Ideen und Geschichten miteinander teilen, die länger als 140 Zeichen sind. Medium bietet Raum für alltägliche Geschichten ebenso wie für Manifeste, die die Welt verändern. Es wird von allen möglichen Menschen genutzt, von pro- fessionellen Journalisten bis zu Hobby-Köchen.“
Auf Themes und Stylesheets wurde bei Medium nahezu vollständig verzichtet. Alle Beiträge erscheinen im gleichen minimalistischen Layout mit wenig Auszeichnungsmöglichkeiten. Dies soll die Konzentration ganz auf den Text und das Texten lenken. Eine Installation auf einem eige- nen Server ist weder nötig, noch möglich. Medium verzichtet auch auf Werbe-Einblendungen und ist für die NutzerInnen / AutorInnen kostenlos. Lediglich eine Anmeldung wahlweise mit dem Facebook- oder Google- Account oder via E-Mail-Registrierung ist nötig.
Medium changiert irgendwo zwischen Longform-Journalism-Magazin und sozialem Netzwerk. Da LeserInnen wie AutorInnen Mitglieder bei Medium mit eigenem Account sind, lassen sie sich über die Plattform auch miteinander vernetzen. Auf diese Weise können sich auch Gleichgesinnte finden.
Als „Social content-sharing platform“ ist Medium durchaus erfolgreich. Über 80 Mio. Leser/innen findet Medium im Monat, 2,3 Mio. Follower hat die Seite auf Twitter. Große Nutzerzahlen bringen aber im Internet leider nicht unbedingt das wirtschaftlich notwendige Salär ein. Medium hat darum vor zwei Jahren auf ein Bezahlmodell umgestellt: Seit März 2017 dürfen sich User gegen Zahlung von fünf Dollar im Monat als Premium-Mitglieder ansehen und haben Zugriff auf alle Medium-Artikel. Als Mehrwert gibt es exklusive Inhalte, Kolumnen und Essays, manchmal auch die Audio-Versionen oder ausgewählte Artikel aus Qualitätsmedieun wie der New York Times, The Atlantic oder Vanity Fair.
Zur Jahreswende hat Evan Williams angekündigt, den Anteil von Qualitäts-Inhalten auf Medium noch zu erhöhen. Man möchte damit zu einer Art „Netflix der Verlage“ werden. Zuletzt hatte ja auch die Fa. Apple mit ihrem neuen News-Dienst angekündigt, journalistische Qualitätsinhalte per Smartphone und Website zu vertreiben. Medium wird aktuell mit 600 Mio. Dollar bewertet, Geld wäre also da, um mit Investionen in journalistische Arbeit die Attraktivität der eigenen Seite noch weiter zu steigern. Das kündigte Williams im Finanzinformationsdienst Bloomberg an.
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