Google bekämpft eigene Mitarbeiter

(Photo: Paweł Czerwiński)

Google lässt sich offenbar von einer Firma beraten, die für Gewerkschaftsbekämpfung bekannt ist. Die einst offene Unternehmenskultur wird immer weiter eingeschränkt.

Laut einem Report der New York Times (NYT) arbeitet der Suchmaschinen-Gigant Google schon längere Zeit mit einer Beratungsfirma zusammen, die dafür bekannt ist, Versuche der gewerkschaftlichen Organisation von Angestellten zu unterminieren. Die NYT beruft sich in ihrem Bericht auf die Aussagen zweier anonymer Google-Mitarbeiter. Bei der in Rede stehenden Unternehmensberatung handelt sich um die Firma IRI Consultants. Mit deren Vertretern sollen Google-Manager sich schon seit Monaten treffen.

Auf ihrer Website offeriert IRI Consultants Dienste wie etwa, Firmen auf mögliche „Schwachstellen“ und „Risiken“ für gewerkschaftliche Bestrebungen hin zu durchleuchten oder dabei behilflich zu sein, die gewerkschaftliche Organisation von Angestellten möglichst zu be- oder gar verhindern. In der Gesundheitsbranche wird die Firma IRI Consultants auch mit „Union Busting“ in Verbindung gebracht. Dabei handelt es sich um besonders aggressive Bekämpfung gewerkschaftlichen Engagements.

Schuss geht nach hinten los

Wie die NYT weiter mitteilt, hatten die Google-Whistleblower die Treffen mit den Anti-Gewerkschaftsberatern im öffentlich einsehbaren Kalender einer Führungskraft aus der Personalstelle des Unternehmens aufgetan. Google selbst hatte dieses umstrittene Kalendertool als interne Browsererweiterung unternehmensweit etabliert. Kritisch an diesem Tool ist, dass es offenbar größere selbstorganisierte Treffen von Mitarbeiter*innen automatisch ans Management kommunizieren kann.

„Thank God It’s Friday“

Auch andere Umstände in der jüngeren Firmenvergangenheit deuten auf eine härtere Gangart der Google-Konzernleitung mit der zunehmend kritischer werdenen Mitarbeiterschaft hin. Dazu zählt, dass die traditionsreichen TGIF-Freitagsmeetings („Thank God It’s Friday“) laut einer E-Mail von Google-Chef Sundar Pichai künftig nicht mehr im 2-Wochen-Rhythmus, sondern nur noch einmal monatlich stattfinden und sich auf rein geschäftliche Ankündigungen beziehen sollen. Die TGIF-Meetings wurden lange als Symbol für die offene Unternehmenskultur von Google angesehen. Allerdings häuften sich in jüngerer Zeit Leaks und Tonaufnahmen aus diesen internen Vollversammlungen. Kürzlich gab es im Google-Büro in San Francisco Mitarbeiter-Proteste, nachdem zwei Kollegen zwangsweise von Google beurlaubt wurden. Die Beiden galten als interne Kritiker der Firmenleitung, laut den Protestierern handle es sich bei den Beurlaubungen um Vergeltungsmaßnahmen.

Ärger auch bei Google in Europa

Erst im Oktober diesen Jahres war bekannt geworden, dass Google an seinem Standort in Zürich (Schweiz) den Versuch unternommen haben soll, eine von Mitarbeiter*innen anberaumte Versammlung abzusagen. Bei dieser Zusammenkunft sollte es um Arbeitsnehmerrechte gehen, angeblich waren auch Vertreter der Gewerkschaft Syndicom dazu eingeladen. Andere Mitarbeiterproteste in den letzten zwei Jahren richteten sich gegen eine Kooperation mit dem US-Militär, mit den US-Grenzschutzbehörden sowie gegen eine als „Dragonfly“ bekannt gewordene Suchmaschine speziell für den Markt in China.

Links:

NYT: Google Hires Firm Known for Anti-Union Efforts

Über Medienhektor 99 Artikel
Hektor Haarkötter, Prof. Dr., lehrt Kommunikationswissenschaft mit Schwerpunkt polit. Kommunikation an der Hochschule Bonn Rhein-Sieg.

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