Mehr Tote durch Selfies als durch Haie

Die Zahl der Menschen, die beim Selfie-Knipsen verunglücken und sterben, nimmt weltweit zu. Die Zahl der Selfie-Todesopfer ist mittlerweile höher als die derjenigen, die durch Hai-Attacken sterben. Das Wort Selbstmord bekommt hier eine ganz neue Bedeutung.

Ein Selfie (/ˈsɛlfiː/) ist eine Fotografie in der Art eines Selbstporträts, oft auf Armeslänge aus der eigenen Hand aufgenommen. Das Knipsen von Selfies ist offenbar kein harmloses Unterfangen. Wie der britische „Telegraph“ mit Bezug auf verschiedene Quellen berichtet, ist die Zahl der Menschen, die auf der Jagd nach dem perfekten Selbstportrait verstorben sind, deutlich gestiegen. Die Zahl der Menschen, die bei solchen Foto-Unfällen ums Leben kamen, liegt für den Zeitraum 2008 bis 2024 bei insgesamt 480 Todesopfern. Das wären statistisch 30 Tote pro Jahr durch Selfies. Das sind weitaus mehr Opfer als durch Haiangriffe. Solche Attacken fordern jährlich im Durchschnitt 6 Todesopfer pro Jahr.

Kuriose und dramatische Todesfälle durch Selfies

Das Onlinelexikon Wikipedia führt eine unvollständige Liste Selfie-bedingter Verletzungen und Todesfälle.  Hier eine kleine dramatische Auswahl von dem, was passieren kann, wenn man auf der Jagd nach der spektakulärsten Selbstinszenierung jedes Sicherheitsgefühl verliert:

Fünf betrunkene Teenager legten sich mitten auf die Straße in der Nähe eines Flughafens, um ein Selfie mit einem landenden Flugzeug im Hintergrund zu machen. Es war nachts, und ein LKW-Fahrer hatte sie nicht gesehen und sie versehentlich überfahren, wobei zwei von ihnen starben. (Türkei 2015)

Zwei Erwachsene, 21 und 22 Jahre alt aus dem Distrikt Hugli, ertranken in einem Fischteich, während sie ein Selfie machten. Sie machten Selfies in hüfttiefem Wasser, als das Duo vom Ufer rutschte und unter Wasser geriet. Später bargen Taucher aus Kalkutta die beiden Leichen aus dem Teich.

Ein Mann im Distrikt Dhenkanal wurde von einem wilden Elefanten schwer verletzt, als er versuchte, ein Selfie mit dem Tier zu machen. (beide 2017 in Indien)

Ein 20-jähriger Mann, der vermutlich ein Selfie machen wollte, starb, als er aus dem 16. Stock eines Resorthotels in Genting Highlands, Pahang, fiel. Es wird vermutet, dass er auf dem Parkplatz des Hotels eine Mauer hochgeklettert war, um Fotos zu machen, als er ausrutschte und stürzte. (Malaysia 2017)

Die 32-jährige Influencerin Sofia Cheung starb, als sie im Naturpark Ha Pak Lai ausrutschte und etwa 4,6 Meter in die Tiefe stürzte, während sie mit Freunden am Rand eines Wasserfalls ein Selfie machte. (2021 Hongkong)

Ein mit 20 Menschen überladenes Boot in einem Stausee in Zentraljava kenterte, als die Passagiere plötzlich alle auf eine Seite des von einem 13-Jährigen gesteuerten Bootes gingen, um ein Gruppen-Selfie zu machen. Neun der Passagiere ertranken, darunter zwei Kinder. (2021 Indonesien)

Die tschechische Turnerin Natálie Štíchová stürzte beim Versuch, in der Nähe des Schlosses Neuschwanstein in Deutschland ein Selfie zu machen, etwa 80 Meter in die Tiefe und starb einige Tage später. (2024 Deutschland)

Eine deutsche Touristin ist beim Fotografieren von einer Klippe gestürzt und dabei gestorben. Die 35-jährige Frau machte gerade Fotos mit ihrer Freundin, als sie vom World’s End stürzte, einer steilen Klippe von etwa 1.200 Metern Höhe. Die sri-lankische Armee und Freiwillige bargen die Leiche nach einer sechsstündigen Suche mit Luftunterstützung und Klettern. (2018 in Sri Lanka)

Viele Sightseeing-Orte verfügen inzwischen über Warnschilder, etwa dass man nicht rückwärts an einen Abgrund herantreten oder direkt ganz aufs Handy verzichten soll. Laut „Telegraph“ sagt Steve Cole, Policy Director bei der Royal Society for the Prevention of Accidents, dass Stürze aus großer Höhe die häufigste Verletzungsursache bei Selfie-bezogenen Vorfällen sind, gefolgt vom Ertrinken:

„Die Verlockung der Anerkennung in den sozialen Medien verleitet Einzelpersonen oft dazu, diese unnötigen Risiken einzugehen, wobei sie die potenziellen Gefahren unterschätzen.“ 

Er ermahnte Menschen eindringlich, ihren gesunden Menschenverstand zu benutzen.

https://www.n-tv.de/panorama/Selfies-fordern-mehr-Todesopfer-als-Haie-article25543421.html

Über Medienhektor 107 Artikel
Hektor Haarkötter, Prof. Dr., lehrt Kommunikationswissenschaft mit Schwerpunkt polit. Kommunikation an der Hochschule Bonn Rhein-Sieg.

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