Brauchen mobile Journalist*innen das neue iPhone?

Apple-CEO bei Präsentation des neuen iPhones (eig. Screenshot)

Wer Online-Journalismus und vor allem mobilen Journalismus macht, muss technisch auf dem Laufenden sein. Aber muss man wirklich jeden neuen Produktzyklus und jedes Hardware-Update mitmachen? Im September 2019 hat Apple neue iPhones vorgestellt. Was bietet es Online-Journalist*innen?

Um es kurz und knapp zusagen: Ein Handy für deutlich über 1.000,- Euro ist eine Hausnummer und ein ziemlich hohes Investment. Wenn man aber ein solches Smartphone als Arbeitsgerät nutzt und damit Geld verdient, könnte die Investition trotzdem gerechtfertigt sein. Die neuen iPhones der Fa. Apple mit Versionsnummer 11 bieten intern einen neuen Chip, den A13, der nicht nur etwas schneller als der Vorgänger ist, sondern vor allem durch cleveres Energiemanagement eine deutlich längere Akku-Dauer schafft. Das ist erfreulich, rechtfertigt aber vielleicht noch nicht die hohe Investition, jedenfalls wenn man einen der direkten Vorgänger mit Versionsnummer X hat.

Interessanter könnte hier schon das neue Kamerasystem sein, jedenfalls das der teureren Geräte, die jetzt das Anhängsel „Pro“ für „Professional“ erhalten. Besonders viel Fleiß ins Kamerasystem zu legen, kommt Kundenwünschen entgegen. Denn kaum eine Funktion finden Nutzer*innen wichtiger an Smartphones als das Fotografieren. Die Fotofunktion hat Apple hardwareseitig mit einer zusätzlichen Ultra-Weitwinkel-Kamera mit einer Brennweite von 13 Millimetern und 120 Grad Winkel ausgestattet (Blende f/2,4). Das normale Weitwinkel (26 Millimeter, Blende f/1,8) soll schneller fokussieren. Das Tele mit einer Brennweite von 52 mm ist in den Pro-Modellen mit einer größeren Blende f2 deutlich lichtstärker als zuvor. 

Weitwinkel- und Tele-Optik bieten jetzt softwareseitig einen neuen sogenannten Nachtmodus an, der Aufnahmen ohne Blitz bei schwachem Licht erlauben soll. Das wird durch einen Mix aus längerer Belichtung, Aufhellung per Bildbearbeitung und Mehrfach-Aufnahmen mit anschließender pixelweiser Berechnung erreicht. Die Belichtungszeiten liegen dabei zwischen mehreren Sekunden bis zu 30 Sekunden, wenn ein Stativ verwendet wird. Dazu muss man allerdings sagen, dass solche Software-Maßnahmen trotzdem immer nur Notlösungen sind, zumal die Objektive, auch wenn es nun drei sind, einfach einen sehr kleinen Durchmesser und dadurch auch einen geringeren Lichteinfall im Vergleich zu den stattlichen Optiken von Spiegelreflexkameras haben. 

Bei der Keynote in Kalifornien sind einige Besonderheiten des neuen Kamerasystems von Christopher Cohen, einem der Programmierer der Film-App FiLMiC Pro, und Filmemacher Sean Baker vorgeführt worden. Baker ist der erste Regisseur, der mit seinem Werk „Tangerine“ einen abendfüllenden Kinofilm im Breitwandformat ausschließlich mit Apple iPhones geschaffen hat. Was die beiden bei der Keynote gezeigt haben, ist, dass die Kameras, auch im Zusammenspiel mit der Frontkamera, sich unabhängig und gleichzeitig anspielen lassen, sodass zum Beispiel in Interview-Situationen der Fragende und der Antwortende simultan gefilmt werden können. Diese Funktion soll in die App FiLMiC eingebaut werden und ab November 2019 zur Verfügung stehen.

Für professionelle Nutzer*innen, die viel mit ihrem Smartphone filmen, kann das ein Argument für den Kauf des neuen Geräts sein. Alle anderen Anwender, vor allem wenn sie bereits ein iPhone X oder XS besitzen, können getrost mit diesen Handys weiterarbeiten.

Über Medienhektor 99 Artikel
Hektor Haarkötter, Prof. Dr., lehrt Kommunikationswissenschaft mit Schwerpunkt polit. Kommunikation an der Hochschule Bonn Rhein-Sieg.

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