Der IPhone-Hersteller Apple will mit zwei in dieser Woche vorgestellten neuen Angeboten den Dienstleistungsbereich stärken. Apple TV+ und Apple News+ sollen das Geschäft mit den Inhalten beleben. Zuletzt haben hier andere Anbieter wie Netflix das Geld gemacht. Der Verkauf von Smartphones und Computern rückt dagegen in den Hintergrund. Die Vorgeschichte von Apple News+ ist interessant.
Der Verkauf von Inhalten ist deutlich lukrativer als der von Hardware. Gerade die anspruchsvollen Produkte der Fa. Apple sind auch in der Herstellung sehr teuer. Demgegenüber lassen sich mit Apps, Musik und Filmen ganz andere Margen verdienen. Der App-Store von Apple ist jetzt schon einer der am meisten gewinnbringenden Sektoren der Computerfirma aus Cupertino in Kalifornien.
Fernsehen ist Medium Nr. 1
Apple will mit seinem Fernsehangebot TV+ vor allem mit Eigenproduktionen punkten und ist bereit, hierfür Milliardensummen zu investieren. Gleichzeitig beweist Apple damit, was in der Konsumenten-Gunst nach wie vor das Medium Nr. 1 ist: Das Fernsehen. Hierfür gibt es auch eine Reihe anderer Indikatoren: Zum Beispiel sind die auflagenstärksten Printmagazine in Deutschland nach wie vor zum überwiegenden Teil die „Programmis“, also Zeitschriften mit dem aktuellen TV-Programm. Auch die Nutzungszeiten der Bundesbürger beim Fernsehen übertrumphen immer noch alle anderen Medientypen. Streamingdienste wie Netflix tun entsprechend auch hierzulande den Fernsehmachern mittlerweile ziemlich weh: Filme und Dokumentationen werden eben nicht mehr nur im regulären Programm geguckt, sondern zunehmend per Stream in Mediatheken und Onlineplattformen. Von diesem Kuchen möchte Apple offensichtlich ein großes Stück abhaben. Der Erfolg ist dabei absehbar, nicht nur weil Apple häufig bei Markteintritt in ein neues Segment schnell die Technologieführerschaft übernimmt (was noch zu beweisen wäre, denn der Dienst soll erst im Herbst starten), sondern weil Apple für viele seiner Kunden ein fast geschlossenes System aus Hardware und Software bietet, bei dem das Vertrauen in genuine Apple-Produkte fast grenzenlos zu sein scheint. Immerhin: Bei Apple TV+ wagt die Firma, die eigenen Systemschranken zu überwinden und auch in anderen Computerwelten, also zum Beispiel dem Amazon Fire-Stick, anzutreten.
Journalismus made by Apple?
Daneben will Apple auch mit journalistischen Inhalten künftig Geld verdienen. Apple News+ soll eine Kiosk-Applikation werden, bei dem Apple via App die Inhalte etablierter journalistischer Medien aus dem Zeitschriften- und auch aus dem Tageszeitungs-Markt anbieten möchte. Die ganz großen US-amerikanischen Player wie die New York Times wollen sich daran allerdings nicht beteiligen: Die Margen, die Apple hier vorschweben, sind wirtschaftlich für große Verlagshäuser uninteressant, 50% des Umsatzes sollen wohl in Cupertino bleiben. Auch die deutschen Zeitungs- und Zeitschriftenverleger winken ab. Stephan Scherzer vom Verband Deutscher Zeitschriftenverleger (VDZ) erklärt gegenüber dem Heise-Verlag:
„Apple will sich als Mittelsmann zwischen die Verlage und die Leser schieben … Der Kundenkontakt wird indirekt, die Daten bleiben bei Apple, die Markenangebote werden atomisiert, und 50 Prozent vom Umsatz sind wohl abzugeben. Das mutet fast absurd an.“
Die Vorgeschichte der neuen News-App von Apple ist interessant: Im März 2018 hatte Apple den Digital-Magazin-Dienst Texture gekauft. Dies ist keine typische Silicon-Valley-Startup-App, sondern wurde von einigen namhaften US-Verlegern gegründet, um den Tech-Giganten aus Kalifornien mit den eigenen Inhalten etwas entgegenzusetzen. Mit dabei waren ursprünglich große Namen wie Hearst, Condé Nast, Rogers Media und andere. Doch so richtig boomen wollte das Digitalgeschäft offenbar nicht.
In Deutschland gibt es schon einige andere Anbieter, die per App journalistische Inhalte an den Mann und an die Frau bringen wollen. „Readly“ ist eine App, die ungefähr so aussieht, wie Apple offenbar seinen neuen News+-Dienst aussehen lassen will: Für 9,99 Euro im Monat gibt es mehr als 3000 Magazine und neuerdings auch die tagesaktuellen Angebote aus dem Axel Springer-Verlag, und das im originalen Layout. „Blendle“ ist eine Art Ausschnittdienst, der einzelne Beiträge großer Medienmarkten gegen Micropayments verkauft.
Der Journalismus.online wird neue Verbreitungswege und auch neue Erlösmodelle finden müssen. Abodienste sind da vielleicht ein kleines Zubrot, werden aber vermutlich in Gänze den Journalismus nicht nachhaltig finanzieren können. Gegenüber Unterhaltungsangeboten wie Netflix oder künftig vielleicht Apple TV+ werden journalistische Angebote im Netz wohl immer ökonomisch eher marginal bleiben.
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