Zukunft der Zeitung?

(Foto: Werner Krause)

Wie weiter mit der (gedruckten) Zeitung? Die Frage stellt sich an vielen Orten. In der Millionenstadt Köln ist sie besonders virulent. Denn dort hat die Verlegerfamilie DuMont, die quasi das Zeitungsmonopol in der Stadt hält, Anfang des Jahres angekündigt, sich von ihren gedruckten Zeitungen trennen zu wollen. Aus diesem Grund hat die Deutsche Journalistinnen- und Journalisten-Union (dju) in Ver.Di zusammen mit dem Betriebsrat des DuMont-Konzerns eine Podiumsdiskussion veranstaltet. 

Die Suche nach einem Käufer der Traditionsblätter Kölner Stadt-Anzeiger und Express erweist sich aber als schwierig. Die großen Player, die in Frage gekommen wären, haben bereits abgewunken. In Berlin hat vor zwei Wochen ein eher journalismusfernes Millionärsehepaar die Berliner DuMont-Titel Berliner Zeitung und Kurier erworben. Wie es mit diesen Zeitungen weiter gehen soll, ist unklar. Entsprechend viel Unruhe ist unter den über 3000 Beschäftigten, die am Standort Köln für DuMont tätig sind und in eine ungewisse Zukunft schauen.

Die dju hat Vertreter der Kölner Stadtgesellschaft eingeladen, um die Bedeutung einer täglichen Zeitung für die Domstadt zu diskutieren. Mitdiskutiert haben Ulrich Soénius für die Industrie- und Handelskammer Köln, der evangelische Pfarrer Hans Mörtter, die Kabarettistin Barbara Ruscher, der ehemalige Stadt-Anzeiger-Chefredakteur Peter Pauls und Andreas Hupke, seines Zeichens Bezirksbürgermeister Köln Innenstadt für Bündnis90/Die Grünen. Für die Belegschaft war Betriebsratsvorsitzender Heinrich Plaßmann mit von der Partie. Moderiert wurde die Diskussion vom Kommunikationswissenschaftler und Mitglied des dju-Landesvorstands NRW Hektor Haarkötter.

Entwicklung des Zeitungsmarkts

Der Medienmarkt verändert sich rasant, und die gedruckten Tageszeitungen zählen zu den Hauptleidtragenden der Entwicklung. Mit den Werbeeinnahmen sinkt auch die Qualität der Berichterstattung, und mit der sinkenden Qualität geht auch das Leserinteresse und die Auflage runter. Dadurch sinken dann die Anzeigenpreise noch weiter. Anzeigen-Auflagen-Spirale nennt man das, und die weist nach unten. „Als ich anfing, haben 30 Korrektoren bei uns gearbeitet, jetzt sind es noch zwei“, gab der Betriebsratsvorsitzende bei DuMont Schauberg Heinrich Plaßmann ein Beispiel für aktuelle Entwicklung. Er ergänzte: „Wir können uns einfach nicht vorstellen, dass dieses stolze Verlagshaus nicht mehr existieren soll.“  Für ihn ist eine Lösung denkbar, wie sie bei den Beschäftigten in der Braunkohlewirtschaft durchgeführt wird: „Die, die gebraucht werden, sollen bleiben, und alle die, die nicht mehr gebraucht werden, sollen erhobenen Hauptes den Verlag verlassen dürfen.“

Gut besuchte dju-Diskussion (Foto: Werner Krause)

„In Städten, wo es nur eine Zeitung gibt, sehen wir, dass die Wirtschaft dort sehr unzufrieden ist“, berichtete Ulrich Soénius, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer Köln, doch mit Blick auf mögliche Käufer aus der Region gab er zu bedenken: „Jeder der investiert, will auch ein Reinvest erzielen. Der Pressemarkt verändert sich weltweit, das wissen auch die Kölner Unternehmer.“

„Es war keine Überraschung, als die Verkaufsabsichten offenbar wurden“, bekannte der ehemalige Chefredakteur des Kölner Stadt-Anzeigers Peter Pauls, „aber es ist gar keine Frage, dass es eine lokale Berichterstattung geben kann und muss“. Eine „gute“ Zeitung sei Humus für Demokratie, Kultur und soziales Miteinander. Pauls verwies auf den renommieren Wächterpreis, der investigativen Journalismus auszeichnet und in der Regel stets Lokalzeitungen ehrt: „Das Internet bringt nicht die verlässlichen Informationen. So etwas wie der ‚Fall Relotius‘ könnte in einer Lokalzeitung nicht passieren, weil die Leser stets als Korrektiv agieren.“

Lokaljournalismus hat eine Zukunft

Dabei müsste gerade gut gemachter Lokaljournalismus eine Zukunft haben, auch wirtschaftlich. Denn lokale News sind gerade das, was es nicht so einfach und nicht unbedingt kostenlos im Internet gibt. Boulevard-Inhalte und Weltnachrichten sind online haufenweise zu finden. Aber gut recherchierte Geschichten aus der Nachbarschaft sind eigentlich ein Monopol der lokalen Redaktionen. Hier müsste auch eine Chance lokaler und regionaler Tageszeitungen liegen.

M- Menschen machen Medien: Wie weiter mit DuMont in Köln?

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Hektor Haarkötter, Prof. Dr., lehrt Kommunikationswissenschaft mit Schwerpunkt polit. Kommunikation an der Hochschule Bonn Rhein-Sieg.

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