Emojis gegen Rassismus

(Screenshot: Zouzoukwa)

Wer seine Postings und Tweets gerne mit Emojis versieht, dem wird schon aufgefallen sein, dass die dort dargestellten Personen ziemlich gelb im Gesicht sind. Andersfarbige Gesichter, zum Beispiel braune oder schwarze, findet man nicht. Einige User finden das rassistisch.

Emojis entstammen ursprünglich der japanischen Mangakultur. Sie kommentieren in der Onlinekommunikation eine Äußerung, laden sie mit einem emotionalen Gehalt auf und lösen damit eines der großen Probleme der digitalen Schriftkultur: Onlinetexte und Short Messages vermitteln all die nonverbalen Informationen nicht, mit denen wir sonst unsere Kommunikation untermalen. Ironie, Humor, Trauer oder Zorn sind darum an unseren Smartphones und Laptops nur äußerst schwer zwischen den Zeilen herauszulesen. Ein Emoji setzt einen solchen emotionalen Marker und wird darum meistens am Ende einer Aussage verwendet.

Erfunden wurden die Emojis Ende der 1990er-Jahre in Japan. Schon im 19. Jahrhundert, als die Massenpresse entstand, gab es sogenannte Setzerscherze. In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts mutmaßte der Sprachphilosoph Ludwig Wittgenstein, dass durch simpel gezeichnete Gesichtsausdrücke flexiblere und vielgestaltigere Bewertungen von Aussagen als nur durch Adjektive möglich seien. Aber erst der Grafiker Shigetaka Kurita schuf dann am Ende des 20. Jahrhunderts digitale Emojis für das japanische Mobilfunkunternehmen DoCoMo. Da in dieser Zeit Mobiltelefone noch nicht über die Grafikfähigkeiten heutiger Smartphones verfügten und außerdem die Bandbreite noch gering war, handelte es sich um Zeichen von lediglich 12 x 12 Pixeln Kantenlänge. Damit vielen die ersten Emojis nicht unter das japanische Urheberrecht und auch andere Firmen konnten sie einsetzen. Das erklärt die rasche Verbreitung dieser kleinen Grafikhäppchen. Im Jahr 2010 schließlich wurden die Emojis in die internationale Zeichentabelle Unicode aufgenommen und konnten sich damit in einer einheitlichen Version weltweit verbreiten.

Emojis sind positiv, aber die Vielfalt fehlt

Das Unternehmen SwiftKey hat 2015 in einer Studie herausgefunden, dass fröhliche Emojis am häufigsten genutzt werden (45 %), gefolgt von traurigen Emojis, Herzen, Handgesten und romantischen Darstellungen. Aber auch das Kothaufen-Emoji erfreut sich großer Beliebtheit. In Deutschland wird auch das Maus-Emoji besonders gerne benutzt. Laut dem Emoji-Tracker, der in Echtzeit die Verwendung von Emojis auf Twitter misst, sind das Gesicht mit den Freudentränen und die großen roten Herzen besonders hoch im Kurs. Die Fa. Facebook hat eine eigene Erhebung angestellt und festgestellt, dass auch in diesem sozialen Netzwerk Gesichter mit Freudentränen und Herzen am häufigsten genutzt werden.

(Abb. Facebook)

Es bleibt aber bei der Feststellung, dass viele Emojis eine kulturelle und ethnische Prägung aufweisen, die sie vor allem in westlich orientierten Industrienationen verorten. Gesichter, die auf einen afrikanischen oder Hispano-Backround hindeuten könnten, sucht man in den entsprechenden Listen, zum Beispiel in der Emojipedia, vergeblich. Zwar hat die Fa. Apple ihren eigenen Emoji-Version, den iEmojis, die am iPhone sehr beliebt sind, aus Gründen der Diversität schon vor einigen Jahren die ersten schwulen und lesbischen Paare aufgenommen. Es existiert auch, wie das Onlinemagazin Vice notierte,  ein „Typ der ‚irgendwie asiatisch‘ aussieht und ein anderer mit einem Turban“. Allerdings wird darauf hingewiesen, dass es

„zwei verschiedene Kamele und einen lächelnden Scheißhaufen gibt, sowie einen Polizisten, eine Braut, eine Oma, einen Tänzer, die alle weiß sind. Es gibt überhaupt keine Schwarzen“.

Apps mit Afro-Emojis

Da hilft nur Selbsthilfe. Der ivorische Grafikstudent O’Plerou Grebet hat sich auch schon darüber geärgert, dass es keine Afro-Emojis gibt und dass, wie in einem Beitrag des HR-Inforadios nachzulesen ist,

„die internationalen Medien dazu neigen, ein ziemlich negatives Bild von meinem Kontinent zeichnen. Und ich hatte Lust zu zeigen, wie mein Alltag ist. Und ich hatte Lust, Werbung für unsere Kultur zu machen – das Traditionelle und das Moderne“.

Kurzerhand hat er selbst afrikanische Emojis entwickelt und auf seinem Instagram-Kanal vorgestellt — jeden Tag ein neues.

Inzwischen kann man sich seine Kollektion auch als App über Google Play oder den Apple Appstore herunterladen und die Afro-Emojis als Sticker im Messengerdienst WhatsApp verwenden. die App heißt Zouzoukwa und ist so leicht zu finden wie zu installieren.

Eine andere App, die das gleiche Ziel hat, mehr Diversität in die Welt der Emoji zu bringen, ist „Afro Emoji“. Sie wurde von einem nigerianischen Start-Up entwickelt.

Afro Emojis

Black Lives matter: Und das auch auf den in China und Korea hergestellten Smartphones mit den US-amerikanischen Betriebssystemen mit ihren aus Japan stammenden Piktogrammen. So geht eben Globalisierung heute.

 

 

Über Medienhektor 99 Artikel
Hektor Haarkötter, Prof. Dr., lehrt Kommunikationswissenschaft mit Schwerpunkt polit. Kommunikation an der Hochschule Bonn Rhein-Sieg.

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