Quo vadis Finanzierung des Journalismus

(Foto: Pixabay)

Eher eine Woche der Finanz-Hiobsbotschaften: Funke Media (WAZ) will 150 Stellen abbauen und die Druckerei in Essen schließen. Auch die gefeierten Onlineplattformen trennen sich von etlichen MitarbeiterInnen. Die Finanzierung des Journalismus steht nach wie vor auf der Kippe.

Die Funke-Mediengruppe hat harte neue Sparmaßnahmen verkündet. 20 Mitarbeiter sollen allein die Berliner Zentralredaktion von Funke verlassen. Bei drei Zeitungstiteln in Nordrhein-Westfalen will Funke zehn Prozent des Personals streichen. Und die Druckerei in Essen mit 120 Mitarbeitern wird geschlossen. Dadurch will die Mediengruppe Kosten in zweistelliger Millionenhöhe einsparen.

Die Sparhammer steht unter dem euphemistischen Motto “Zukunftsprogramm Funke 2022”, das dafür sorgen soll, die Auflagen der Printtitel zu stabilisieren und sich gleichzeitig um den Ausbau der Digitalthemen zu kümmern. Der für fürs Zeitungsgeschäft verantwortliche Funke-Geschäftsführer Ove Saffe erklärt dazu gegenüber dem Branchendienst Meedia:

„Die Zentralredaktion ist für uns überaus wichtig, sie ist eine unüberhörbare publizistische Stimme in Deutschland geworden. Das wird auch so bleiben. Allerdings werden wir von Berlin aus künftig straffer und standardisierter die Regionaltitel beliefern“.

Die Lokalredaktion der Westfalenpost in Warstein mit fünf festangestellten MitarbeiterInnen soll gar ganz geschlossen werden. Auch auf die Ausbildung der Volontäre an der Medienakademie-Ruhr möchte man bei der Funke Mediengruppe für ein Jahr verzichten. Nicht mehr in die Ausbildung des Nachwuchs investieren? Zukunft sieht irgendwie anders aus.

Als „unverantwortlichen Kahlschlag“ bezeichnet der stellvertretende Vorsitzende der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di), Frank Werneke, die heutigen Pläne der Funke-Gruppe: 

„Hier geht es um die Existenzgrundlage von unseren Kolleginnen und Kollegen und deren Familien. Sie haben bereits in den vergangenen Jahren zum Erhalt ihrer Arbeitsplätze Sparprogramme und Stellenabbau – mit der Folge erheblicher Arbeitsverdichtung und steigendem Druck – mittragen müssen. Und jetzt soll die Dosis ein weiteres Mal erhöht werden und zwar drastisch. Die Folgen für die Presse- und Meinungsvielfalt werden spürbar sein“.

Auch Online darbt

Aber nicht nur den traditionellen Print-Verlagen geht es ökonomisch schlecht. Auch die gefeierten Online-Plattformen schwimmen nicht im Geld. Die ehemaligen digitalen Hoffnungsträger und Reichweitenkönige Medien wie BuzzFeed, Vice oder HuffPo fahren eine Sparwelle nach der anderen und streichen Jobs. Buzzfeed will alleine 200 MitarbeiterInnen loswerden. Unternehmensberater Tu Lam Pham hat sich in einem Posting auf LinkedIn mit der schwierigen und schwerfälligen Finanzierung des Journalismus im Netz beschäftigt.  Er sieht die Abhängigkeit von Bannerwerbung und das „Duopool von Google und Facebook“ als die größten Probleme. In einem Interview erklärt er, warum die Reichweiten der einst so starken Webseiten sich negativ entwickelt hat und welchen Einfluss Facebook durch Manipulation seines undurchschaubaren Algorithmus auf die Pluralität der öffentlichen Meinung hat:

„Diese Companies waren vor allem sehr gut darin, virale Reichweite zu erzielen, anfangs vor allem durch Clickbait und Katzenvideos, später aber auch durchaus durch guten Journalismus. Das Problem war jedoch, dass man seine Reichweite primär über Facebook erzielt hat. Da die organische Reichweite bei Facebook in den letzten Jahren aber stark abgenommen hat, wurde es für diese Publisher immer schwieriger, auf ihre Views zu kommen“.

Journalismus kostet Geld und muss finanziert werden. Gleichzeitig hat der Journalismus eine öffentliche Aufgabe. Die Finanzierung des Journalismus ist darum auch eine öffentliche Angelegenheit. Drei Dinge könnten Abhilfe schaffen:

  • Genuine, selbstrecherchierte Inhalte, die von hoher Relevanz für das Publikum sind;
  • Eine deutliche medienpolitische Regulierung der großen Suchmaschinen und Social Media-Plattformen;
  • Ein konzertierten Vorgehen der journalistischen Medienhäuser und Internetanbieter in Sachen Paid Content.

Links:

Ver.di-Pressemitteilung: Unverantwortlicher Kahlschlag

Meedia: Sparhammer bei Funke

Über Medienhektor 99 Artikel
Hektor Haarkötter, Prof. Dr., lehrt Kommunikationswissenschaft mit Schwerpunkt polit. Kommunikation an der Hochschule Bonn Rhein-Sieg.

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