Was sich bei Spiegel Online ändert

(Foto: HH)

Spiegel Online ist die wichtigste deutsche Online-Redaktion. 10 Mio. Menschen täglich gucken auf die Nachrichtenseite des Hamburger Magazins. Demnächst ändert sich dort: alles.

Die entscheidende Änderung ist, dass Spiegel Online und das gedruckte Nachrichtenmagazin Der Spiegel zusammenwachsen sollen. Und das gleich auf mehreren Ebenen. Die Marke Spiegel online soll verschwinden. Alle Dienste des Hauses sollen künftig unter der gemeinsamen Dachmarke „Der Spiegel“ firmieren. Die Süddeutsche Zeitung hat diesen Schritt schon vor fünf Jahren vollzogen. Der Spiegel hat sich für die Transformation extra den ehemaligen SZ-Online-Chef Stefan Ottlitz nach Hamburg geholt.

Mit dieser geänderten Markenstrategie geht auch ein technischer Wandel einher. Wie viele andere Medienhäuser auch hatte der Spiegel für das gedruckte Heft und für die Onlineseite unterschiedliche Content Management Systeme (CMS). Das machte Übernahmen von einer Ausgaben zur anderen oder einen gemeinsamen Workflow ungemein schwierig. Künftig wird technisch nicht mehr nach Ausspielkanälen unterschieden. Mit dem Wechsel des CMS gibt es endlich auch ein Redesign der Spiegel-Website, das dringend nottut. Viel zu lange hatte man am alten Design festgehalten, das eher wie ein Onlineportal der 1990er-Jahre daherkam.

Redesign von Spiegel Online (Abb.: Der Spiegel)

Die für die Mitarbeiter*innen stärkste Veränderung ist wohl das Zusammenwachsen der Redaktionen. Bislang waren die Welten von SpOn und vom gedruckten Spiegel-Magazin weitgehend geschlossene Hemisphären gewesen. Für die Onliner*innen bedeutet das auch, dass sie Schritt für Schritt in die Mitarbeiter-KG aufgenommen werden, die auch Miteigentümerin des Verlags ist. Damit wird endlich eine Art Gleichberechtigung zwischen den Print-Journalist*innen und ihren Online-Kollegin*innen hergestellt. Allerdings kann dieser Schritt noch bis zu 10 Jahre (je nach Betriebszugehörigkeit) dauern. SpOn-Urgestein Frank Patalong schreibt dazu in seinem Blog:

„Die letzten meiner heute bei SPON arbeitenden KollegInnen werden diesen Schritt voraussichtlich erst in neun bis zehn Jahren tun. So lange wird das dauern, denn nur rund 25 bis 30 SPON’ler pro Jahr bekommen neue Verträge. Im fusionierten Betrieb wird es künftig Onliner geben, die neben Print’lern arbeiten und Heft-KollegInnen, die Online zuarbeiten. Die Marken werden verschmelzen, SPON als eigenständige Marke verschwinden. So ist das geplant.“

Jeder Journalismus ist heute Online-Journalismus. Der Wandel beim Nachrichtenmagazin Der Spiegel ist darum überfällig.

 

Über Medienhektor 99 Artikel
Hektor Haarkötter, Prof. Dr., lehrt Kommunikationswissenschaft mit Schwerpunkt polit. Kommunikation an der Hochschule Bonn Rhein-Sieg.

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