Die Corona-Pandemie ist ein hervorragendes Beispiel, um datenjournalistische Visualisierungen vorzuführen. Denn im Kern geht es um Zahlen, und mit denen stehen viele Menschen auf Kriegsfuß. Richtig visualisiert, kann das Verständnis für die epidemologischen Zusammenhänge beim Publikum deutlich vergrößert werden.
Im einfachsten Fall reicht schon eine Grafik oder ein simples Diagramm, um zu veranschaulichen, was es heißt, „die Kurve abzuflachen“ (engl. flatten the curve, was auch schon als Hashtag auf Twitter dient). Dabei geht es darum zu visualisieren, wie das Gesundheitssystem am Laufen gehalten werden kann, indem die Anzahl der Neu-Infektionen mit Covid-19 (so der Name der Krankheit, die durch das Virus ausgelöst werden kann) gering gehalten wird. Sehr anschaulich macht das die Webseite besser-im-blick.de:
Man kann auch solch ein klares Diagramm noch drammatisieren und rückt damit beinahe schon in den Bereich innovativen Storytellings. Auf Reddit findet sich zum Beispiel diese Visualisierung:
Noch anschaulicher wird es, wenn man die Daten animiert. Die Washington Post hat ein einer ganzen Reihe von Animationen die Ansteckungswahrscheinlichkeiten und den Unterschied zwischen linearen und exponentiellen Ansteckungsraten visualisiert. Man muss wirklich keine Mathematiker*in sein, um das zu verstehen:
Der deutsche Nachrichtenkanal ntv hat aus dieser Animation einen kleinen Erklärfilm inkl. deutschem Text gemacht, der das gleiche mathematische Problem sehr gut auf den , naja: Punkt bringt:
Wer es buchstäblich kinderleicht braucht, der wird auf Website der Stadt Wien fündig. Hier sind die gesundheitlichen Risiken durch die Pandemie in einem animierten Erklärfilm sehr schön und spielerisch einfach erklärt:
Dieses Video erklärt Kindern, was das Corona-Virus ist und wie man sich davor schützen kann. Bitte helft mit, dieses Video zu verbreiten. pic.twitter.com/2VBuNHPMDx
— Stadt Wien (@Stadt_Wien) March 15, 2020
Das Problem der Krankenhauskapazitäten hat Twitter-Userin Ama ganz hübsch am Beispiel von gefüllten Trinkgläsern visualisiert. Mit dieser Grafik muss man sich einen Augenblick (was auch sonst?!) beschäftigen, dann ist aber auch diese Visualisierung sehr eingängig:
I drew this to explain to someone who didn't quite get #flattenthecurve. The virus doesn't exist in a vacuum and can use up resources. I hope it helps. pic.twitter.com/JxaZr94jzh
— Ama (@nekoama) March 15, 2020
Ein animiertes GIF der neuseeländischen Mikrobiologin Dr. Siouxsie Wile, das sie zusammen mit ihrem Kollegen Toby Morris erstellt hat, symbolisiert das gleiche Problem: Mit welchen Formen sozialer Kontakte wird die Kurve flacher oder steiler:
https://twitter.com/SiouxsieW/status/1238667728405139456?ref_src=twsrc%5Etfw%7Ctwcamp%5Etweetembed&ref_url=https%3A%2F%2Fwww.dw.com%2Fde%2Fcoronavirus-social-distancing-visualisierungen-im-netz%2Fa-52796538
Wer die nackten Zahlen möchte, etwas weil er selbst eine kleine Visualisierung basteln möchte, wird beim aktuell viel zitierten Robert-Koch-Institut fündig. Dort werden täglich aktualisiert die Fallzahlen für Deutschland und für den Rest der Welt in Tabellenform publiziert.
Die US-amerikanische Johns Hopkins University in Baltimore, ebenfalls sehr häufig herangezogen, präsentiert ebenfalls ein Meer an Zahlen zur Corona-Pandemie. Hier werden nicht nur offizielle statistische Daten herangezogen, sondern auch „inofizielle“ Quellen wie Medienberichte. Deswegen variieren diese Angaben auch gegenüber denen vom deutschen Robert-Koch-Institut. Im Johns Hopkins Corona Virus Ressource Center kann man sich jedenfalls eine Vielzahl an Daten zur Epidemie in Form einer Worldmap ansehen. Das zugrundeliegende datenjournalistische Verfahren wird darum auch Mapping genannt.
Apropos Mapping: Zeit Online hat in einer animierten Deutschlandkarte aufgezeigt, wie sich das neuartige Virus hierzulande vom ersten Auftreten an verbreitet hat. Auch das (und der dazugehörige Artikel) sind auf jeden Fall einen Blick wert.
Zuletzt noch, eher amüsant, eine kleine Photoshop-Spielerei, mit der Ben Stanley auf Twitter vorführt, bei welchem Körperabstand die Infektionsrate gering bleibt. Zur Visualisierung hat er sich das berühmte Abbey Road-Cover der Beatles ausgesucht. Dieses Mal laufen sie aber nicht im Gänsemarsch hintereinander, sondern halten auf dem Zebrastreifen den vorschriftsmäßigen Abstand von 1,5 Metern ein:
Well done, lads. pic.twitter.com/5BjgTM30XX
— Ben Stanley @bdstanley.bsky.social (@BDStanley) March 16, 2020
Links
Eine kleine Übersicht über Visualisierungen ist in einem Beitrag der Deutschen Welle zusammengetragen (einige der Beispiele im Text sind auch diesem Beitrag entnommen):
DW: „Social Distancing“ – Visualisierungen im Netz
Einen Beitrag zum Thema kann man sich beim Deutschlandfunk anhören:
DLF: Sachliche Klarheit gegen Krisenhysterie
Eine sehr schöne Übersicht über Animationen und Visualisierungen gibt es bei netzpolitik.org:
netzpolitik.org: So veranschaulichen Datenjournalist*innen das Coronavirus
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