Populismus war gestern – im Journalismus.online macht man stattdessen auf Popo-lismus. Denn ein Po sorgt offenbar für Klicks und damit Werbeeinnahmen. Sinnvoll, relevant oder geistreich muss das nicht sein: Nur popolistisch.
Zum Beispiel auf der Webseite der Klatschpostille Gala. Da wird der menschlichen — und es versteht sich, dass wir ausschließlich vom weiblichen Teil der Menschheit reden — Rückseite viel Raum eingeräumt, sehr viel Raum sogar. Und garniert wird dieser Po-Raum mit Wörtern, die dem wenig edlen Körperteil in nichts hinterher stinken:
Er ist nicht nur zum Sitzen da, sondern KANN auch verdammt sexy sein. Jennifer Lopez hat ihn versichern lassen und V.I.P.-Mami Kim Kardashian hat genug davon für zwei – die Rede ist natürlich vom Po. Gala.de stellt ihnen schöne Hintern von Stars und Sternchen vor. Dabei sind selbgeschossene Po-Bilder, aber auch der eine oder andere Po-Blitzer.
Da Journalismus ja auch zur Bildung beitragen soll, lernt man bei der popolistischen Gala solche Wortkreationen wie „Po-Blitzer“. Und die Kreativwerkstatt der Gala-Onlineredaktion ist sogar so schöpferisch, dass man den entsprechenden Beitrag unter der Überschrift po-sitioniert: „Hallöchen, Popöchen“. Da wird es mit Sicherheit eine Po-rtion Lob von der Chefredakteurin gegeben haben. Und auch sonst wird mit den po-sitiven Errungenschaften journalistischer Sprache nicht gegeizt:
Es ist nicht mehr nur ein schönes Dekolleté, was zählt, Stars und Promis setzen jetzt auch gern ihr Hinterteil in Szene. Ob klein und knackig oder wohlgeformt, in unserer Bildergalerie sehen Sie die schönsten Pos der Stars.
Da wird der Promi zum Po-mi! Ja, jenseits aller po-litischen Po-rektheit wird das Rektum der Stars und Sterne in einer Bildergalerie vorgeführt, für die ein Gala-Mitarbeiter oder eine Gala-Mitarbeiterin sage und schreibe 209 Fotos mit den po-lierten Rückseiten solcher Leute zusammengetragen hat, von denen der Autor dieser Zeilen kaum die Vorderseiten kennt. Und nein, kein Bot und keine künstliche Intelligenz kann geholfen haben, diese Bilddateien zusammenzuklauben, denn von Intelligenz ist wirklich weit und breit nichts zu spüren. Die Postmoderne gerinnt zur Po-Moderne, und die deutsche Sprache ist, potzblitz! am Arsch, wenn mir die Redeweise erlaubt ist:
Oh, là, là – die Instagram-Fans dieser Moderatorin staunen nicht schlecht, als die 41-Jährige sie am Morgen mit diesem heißen Schnappschuss begrüßt. Im knappen Bikinihöschen präsentiert sie ihren knackigen Po, den sie kurz danach in die Fluten des Karibischen Meeres stürzt.
Möge Po-seidon behilflich sein und der Po-deratorin ihren Allerwertesten unversehrt wiederbringen. Bei Gala.de ist schließlich nichts mehr zu retten. Da reicht es nicht mal mehr für ein Po & Contra. Früher war der Journalismus mal der Nabel der Welt. Heute ist er auf der anderen Seite und etwas weiter unten.
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